Heilwig | Schülerzeitung
Tiere kaufen leicht gemacht?
Tiere kaufen leicht gemacht?

Tiere kaufen leicht gemacht?

Marlene Mewes (6d)

Es ist so einfach: 100 € für ein oder zwei Tiere ausgeben, Grundausstattung plus Futter für die ersten paar Wochen inklusive. Dazu noch tolle Beratung, damit das Tier auch schön lange lebt, denn 100 € sind nicht wenig. Wenn man sich ein Tier besorgen will, geht man normalerweise in den Zooladen, vereinzelt aber auch zu Baumärkten. Dort sucht man sich das süßeste Tierchen aus. Fertig.

Doch was bedeutet das für die Tiere?

Fangen wir mit der Haltung an: Oft werden die Tiere nicht hygienisch gehalten: Sie laufen in ihrem Kot und in ihrem Urin herum, alte Futterreste werden nicht entfernt und in der Trinkflasche oder im  Napf schwimmen kleine Algen herum.

Doch damit nicht genug: Die Tiere werden oft auch völlig falsch ernährt.

Nach der Logik: Je billiger, desto besser. “Billig” klingt ja erstmal nicht so schlimm, denn auch gutes Essen kann billig sein. Doch mit “billig” ist an dieser Stelle etwas anderes gemeint: Nehmen wir mal das Beispiel Meerschweinchenfutter. Gute Ernährung: Gras, Gemüse und etwas Obst. In allen Zoogeschäften, die ich gesehen habe: Trockenfutter, nur manchmal auch ein wenig Gemüse. Widmen wir uns doch mal dem Trockenfutter:
Die typische Art des Trockenfutters sind die Pellets. Diese bestehen angeblich aus gepressten Kräutern und sind angeblich sehr gesund. Schön wär‘s.
Zum einen sind gepresste Dinge nicht förderlich für die Zahngesundheit der Meerschweinchen und zum anderen habe ich auch schon folgende Zutaten entdeckt:

  • Getreide (begünstigt Durchfall und Blähungen)
  • Zucker (macht dick)
  • synthetische (= künstliche) Vitamine (normalerweise kein richtiger Ersatz für echte Vitamine aus Gemüse, sie wiegen den Halter unter Umständen in falscher Sicherheit)
  • Melasse (Abfall aus der Zuckerrohrindustrie, macht ebenfalls dick)
  • pflanzliche und tierische “Nebenerzeugnisse”: Diese werden meist nicht näher deklariert und es können sogar Industrieabfälle darunter sein.

Guckt also genau hin, was euch angeboten und den Tieren verfüttert wird. Aber Achtung! Trockenfutter muss nicht immer schlecht sein! Bei Rennmäusen zum Beispiel ist Trockenfutter und ab und an ein bisschen Gemüse eine artgerechte Ernährung. Bei den oft beliebteren Kaninchen und Meerschweinchen kann Trockenfutter gesundheitsgefährdend sein, auch wenn das Trockenfutter nicht oder nur teilweise aus Pellets besteht. Denn auch nur getrocknete Kräuter können bei bestimmten Tieren Blasengries oder -steine hervorrufen, da in den Pflanzen nicht mehr genug Wasser vorhanden ist, um das Calcium herauszuspülen.
Und wenn ein Zooladen so etwas verkauft, wie wird dann wohl die Beratung sein? Wie man sich nun denken kann ist die Beratung in diesen Fällen oft dementsprechend schlecht. 

Jetzt reicht‘s langsam, oder?

Leider nicht. Wenn man Glück hat, sind die männlichen Tiere in Zooläden kastriert oder in einem anderen Käfig untergebracht. Wenn man Pech hat, dann nicht. Meistens findet man irgendwo in der Zoohandlung den Hinweis, dass die Tiere alle von einem privaten Züchter aus der Nähe sind. Aber was weißt du über diesen Züchter? Was, wenn dort Inzucht herrscht (Tiere werden mit Geschwistern oder Eltern verpaart) und der Züchter dazu noch keine Ahnung von Genetik hat?
Ein Meerschweinchen, das aus einer Zoohandlung stammte, hatte leider folgendes Schicksal: Sie verstarb bereits mit einem halben Jahr (Durschnittsalter Meerschweinchen: 3 – 6 Jahre) an Herzschwäche (diese war genetisch bedingt). Außerdem war sie viel zu klein und ihr Immunsystem war nicht gerade das stärkste – vielen Dank dafür an die Zoohandlung.
Überlege also ganz genau: Möchte ich das unterstützen, dass das Tier sich eventuell mit genetisch bedingten Krankheiten herumquält, und riskieren, mir den frühen Tod eines lieben Gefährten anzutun?

Nun hast du viel über den Tierkauf in Zooläden gelesen. Und du stellst dir bestimmt die Frage: Wo soll ich mir neue Tiere denn dann kaufen?

Man kann neue Tiere im Tierheim oder in sogenannten Notstationen kaufen (private Tierheime, meistens auf eine Art spezialisiert) oder bei Züchter*innen erwerben. Gib in deine Suchmaschine einfach die Tierart ein, die du gerne halten willst und dazu „kaufen“, „Züchter“ und Hamburg (wenn du einen Züchter aus Hamburg haben willst natürlich). Wichtig ist, dass diese/r Züchter*in seriös ist: Wie hält er/sie die Tiere? Wie oft lässt er/sie die Weibchen werfen? Gibt es Hinweise auf Inzucht? Wie behandelt er/sie euer Tier, wenn ihr es holt, verlangt er/sie, die Haltungsbedingungen zu sehen?

Dieser Artikel bezieht sich auf Zoohandlungen in mehreren Städten, die ich gesehen habe.

Beitragsbild von Marlene Mewes

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